Deutscher Ingenieurtag 2023

Technik trifft Tatendrang

Deutschen Ingenieurtags in Braunschweig, von links: Josef Thomas, Volker Kuhnert, Jürgen Teifke, Anja Riemer, Ilyada Kök, Annette Eckhardt, Rüdiger Wendt, Martin Eck
Die Organisation des Deutschen Ingenieurtags in Braunschweig, eine bemerkenswerte Gemeinschaftsleistung der norddeutschen Bezirksvereine des VDI, hat allen Beteiligten sichtlich Freude bereitet.

Wenn sich die Ingenieurinnen und Ingenieure aus den fünf norddeutschen Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Hamburg zusammentun, entsteht dabei viel Energie und frischer Wind – was uns unmittelbar zum Thema des Deutschen Ingenieurtags (DIT) in Braunschweig führt: „Exzellenz Norddeutschlands in regenerativer Energie – Sonne, Wind und Wasserstoff“. Im Lilienthalhaus am Forschungsflughafen standen auf Einladung der VDI-Bezirksvereine aus dem Norden nicht nur Vorzeigeprojekte für unsere saubere Energiezukunft im Mittelpunkt. Der DIT 2023 demonstrierte zudem, dass ein hervorragender fachlicher Diskurs, unterhaltsame Präsentationen und echte Begeisterung für Technik sehr gute Zutaten für eine erfolgreiche Veranstaltung sind.

Gruppenfoto vom Deutschen Ingenieurtags in Braunschweig 2023, von links: Moderatorin Dr. rer. nat. Annette Eckhardt vom Hamburger Bezirksverein des VDI, die Expertenrundenteilnehmer Dr.-Ing. Stefan Mecke, Prof. Dr.-Ing. Jens Friedrichs und Prof. Dr.-Ing. Sabrina Zellmer sowie Dipl.-Ing. Rüdiger Wendt, Vorsitzender des VDI Braunschweig.
Prägende Gestalter des Deutschen Ingenieurtags

Deutscher Ingenieurtag: Willkommen in Braunschweig

Alle zwei Jahre treffen sich Experten verschiedener Fachgebiete aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um gemeinsam neue technologische Entwicklungen und Trends zu diskutieren. Die 31. Auflage des DIT fand in fünf Städten statt: neben Berlin, wo sich auf dem Hauptevent die Ingenieurinnen und Ingenieure dem Leitthema „Gemeinsam Zukunft gestalten – Innovationen für Mensch und Umwelt“ widmeten, auch in Braunschweig, Bonn, Frankfurt und München – den sogenannten Regional Hubs des DIT.

In Niedersachsen gehen Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand

In Niedersachsen werden erneuerbare Energien und der Energieträger grüner Wasserstoff auf einzigartige Weise genutzt. Einblick gab eine hochkarätige Expertenrunde aus Wissenschaft und Wirtschaft, darunter Prof. Dr.-Ing. Sabrina Zellmer, Abteilungsleiterin Verfahrens- und Fertigungstechnik für nachhaltige Energiespeicher am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST, Prof. Dr.-Ing. Jens Friedrichs vom Exzellenzcluster Nachhaltigkeit in der Luftfahrt an der Technischen Universität Braunschweig und Dr.-Ing. Stefan Mecke von der Salzgitter AG.

Wie kann grüner Wasserstoff erzeugt werden? Wo leistet er den größten Beitrag zum Klimaschutz? Wie kommt Wasserstoff vom Erzeuger zum Verbraucher? In der Diskussion wurde deutlich, dass die Wertschöpfungskette einige Herausforderungen birgt – zumindest noch. Denn erreicht worden ist bereits viel. Zum einen durch die Expertise von Sabrina Zellmer am Fraunhofer IST und somit auch am Wasserstoff Campus Salzgitter, wo regionale Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft daran arbeiten, grünen Wasserstoff herzustellen und einzusetzen. Zum anderen unter dem Dach der Salzgitter AG, die sich mittendrin in der Transformation hin zur nahezu CO2-freien Stahlerzeugung befindet. „Was wir in Salzgitter vorhaben, ist die Dekarbonisierung der Stahlindustrie“, betonte Stefan Mecke.

Foto von der Bühne des Deutschen Ingenieurtags in Berlin mit der Übertragung aus Braunschweig auf der Videoleinwand
Auf großer Bühne: Per Live-Schalte wandte sich das Braunschweiger DIT-Team an das Hauptevent in Berlin, um über das Geschehen im Lilienthalhaus zu berichten.

Nachhaltig reisen: Wie das Fliegen grüner werden kann

Jens Friedrichs setzte sich mit der Frage auseinander, wie grünes Fliegen im Ökosystem Luftfahrt gelingen kann. Mit seiner Forschung trägt das Excellenzcluster dazu bei, das Bedürfnis der Gesellschaft nach Mobilität und nachhaltige Anforderungen miteinander in Einklang zu bringen. „Ich bin davon überzeugt, dass die Flieger der Zukunft anders aussehen werden“, sagte er. Für Kurz-, Mittel- und Langstrecke werde es verschiedene Flugzeuge mit neuen aerodynamischen Eigenschaften geben – und auch verschiedene Antriebskonzepte.

Dass bei den Besuchern die Diskussion sehr gut ankam, belegen die vielen Reaktionen und Wortmeldungen – nicht nur vor Ort im Lilienthalhaus, sondern auch im Chat. Der DIT 2023 in Braunschweig wurde live über das Internet übertragen, sodass Personen von überall her online teilnehmen konnten.

Foto mit (von links) Ilayda Kök und Martin Eck
Ilayda Kök von den VDI Young Engineers des Bezirksvereins Hannover, hier mit Martin Eck vom VDI-Landesverband Hamburg, moderierte den Science Slam beim Deutschen Ingenieurtag in Braunschweig.

Science Slam: Gute Unterhaltung von Kennern und Könnern

Wenn ein Glas auf einem Skateboard steht und das Bier darin hin und her schwappt, dann ist klar: Jetzt wird es spritzig. Im Science Slam traten fünf innovative Ideen aus den fünf norddeutschen Ländern gegeneinander an. Dabei schafften es die Protagonisten, ihre komplexen wissenschaftlichen Konzepte auf unterhaltsame und verständliche Art und Weise zu erläutern.

Warum ist Wasserstoff der Champagner der Energiewende? Was haben Fledermauskräfte und die Steuerung von Windkraftanlagen miteinander zu tun? Wie können alternative Treibstoffe den Schiffsbetrieb revolutionieren? Die Slammer erwiesen sich nicht nur als absolute Kenner ihres Fachs, sondern auch als gute Entertainer.

Die Entscheidung, wer als Sieger hervorgehen sollte, lag in den Händen der Besucher des Deutschen Ingenieurtags. Über das Smartphone gaben sie ihre Stimme ab – und kürten Prof. Dr.-Ing. Kersten Latz von der Hochschule Wismar zum Gewinner. Er präsentierte einen Schwingungsdämpfer, mit dem Brücken und Windräder stabilisiert werden können – und nutzte dazu besagtes Skateboard, um die Erfindung zu veranschaulichen.

Technische Exzellenz aus Norddeutschland zum Anfassen

Parallel zum Hauptprogramm konnten die Gäste eine Ausstellung technischer Innovationen besichtigen. Diese Ausstellung repräsentierte zum Anfassen die technische Exzellenz in Norddeutschland. Darunter waren das 3D-Modell eines Salzkaverne-Gasspeichers, das der Bezirksverein Ostfriesland mitgebracht hatte, und eine Windrotornabe in Verbundbauweise aus dem Fundus der Wissenswelt Leichtbau des Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Als praktisches Anwendungsbeispiel war vor der Tür ein Versuchsfahrzeug mit Wasserstoff-Antrieb ausgestellt, welches die IAV GmbH zur Verfügung gestellt hatte.

Bild vom Stratosphärenballon der auf dem Forschungsflughafen in Braunschweig vor den Augen der Schülerinnen und Schüler aufsteigt.
Bereits früh am Morgen waren Schülerinnen und Schüler des Braunschweiger Gymnasiums Martino-Katharineum am Forschungsflughafen am Werk. Sie befüllten einen Stratosphärenballon mit Helium, um ihn auf seine faszinierende Reise zu schicken, die den Ballon bis 37 Kilometer über die Erdoberfläche führte.

Technikbegeisterung pur: Nur der Himmel ist die Grenze

Der stimmige Abschluss des Deutschen Ingenieurtags 2023 in Braunschweig war gleichzeitig eine Rückkehr zu den Anfängen des Tages. Am frühen Morgen hatten Schülerinnen und Schüler des Braunschweiger Gymnasiums Martino-Katharineum in einer beeindruckenden Aktion einen mit 5.000 Litern Helium gefüllten Stratosphärenballon auf seine Reise 37 Kilometer über der Erdoberfläche geschickt, ausgerüstet mit Kameras und Messgeräten. Dieses spektakuläre Projekt, das vom VDI Braunschweiger Bezirksverein und dem DLR_School_Lab initiiert wurde, zielte darauf ab, das Interesse der Schüler an den MINT-Fächern zu fördern.

Im Lilienthalhaus am Forschungsflughafen wurde der Ballonflug zu einem echten Hingucker: Alle konnten den Weg auf einem großen Monitor verfolgen – bis der Ballon schließlich zerplatzte und die Forschungssonde sicher zur Erde zurückkehrte. An die Gäste im Lilienthalhaus gerichtet, betonte Jens Büngener, Schulleiter des Martino-Katharineums: „Für unsere Schule war der Ballonflug eine riesige Chance, den Unterricht erfahrbar zu machen“. Nicht nur für seine Schüler, sondern auch für die Lehrer sei ein solches Projekt „nicht alltäglich“.

Die vielen Unterstützer, die maßgeblich zum Erfolg des DIT beigetragen haben, durften ebenfalls eine wertvolle Erfahrung sammeln. Zum 140-jährigen Jubiläum des VDI Braunschweig sei die erfolgreiche Ausrichtung des Deutschen Ingenieurtags ein eindrucksvoller Beleg für den frischen Tatendrang des Bezirksvereins gewesen, sagte Vorsitzender Dipl.-Ing. Rüdiger Wendt. „Gemeinsam mit den Bezirksvereinen aus dem Norden waren wir hervorragende Gastgeber.“

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