Tools-4-Tec macht Technikunterricht für Schulen wieder erschwinglich

Es stellt die Autonomie von Schulen sicher, ist preiswert und schnell zu beschaffen: Tools-4-Tec – auch UMT+ genannt. Dahinter verbirgt sich ein System zur Verarbeitung von Halbzeugen für den Technikunterricht. Angelehnt an UMT, das steht für Universelles Mediensystem Technik. Fachfremden Lehrkräften an Schulen wird damit ein effektives Werkzeug an die Hand gegeben, um das Fach Technik wieder sinnvoll und anspruchsvoll zu unterrichten. Erfunden hatten den Technik-Zauberkasten nach dem Prinzip eines Schweizer Taschenmessers Helmut Benjes und hat ihn mit Erich Welschehold weiterentwickelt. Die Firma LPE vertrieb dieses System, professionalisierte es und verkaufte es zum Stückpreis inklusive Werkzeug von circa 2.500 Euro. Zu teuer für Schulen, die für einen reibungslosen Unterricht zwischen vier und acht Systeme benötigen. In den vergangenen Jahren bekam das Unternehmen immer wieder Lieferprobleme bei wichtigen Komponenten.

Zwei Personen stehen neben einem Gartentisch und halten gemeinsam den "Zauberkasten"
Hans-Jörg Sendel und Dieter H. König mit dem ausgereiften Technik- Zauberkasten für Schulen.

Das rief Dieter H. König und Hans-Jörg Sendel auf den Plan. Der eine ist als Fachmoderator für die Qualität des AWT-Unterrichts an rund 150 Gesamtschulen in Niedersachsen zuständig. AWT – dieser Fächerverbund steht für Arbeit, Wirtschaft und Technik. Der andere, Hans-Jörg Sendel, ist pensionierter Fachbereichsleiter für AWT an der Heinrich-Nordhoff-Schule in Wolfsburg. König und Sendel modifizierten und vereinfachten das System nach Absprache mit seinen Erfindern durch den Einsatz von Standardbauteilen sowie von 3D-Druckelementen. Ein System Tools-4-Tec kostet bei ihnen so gerade mal 250 Euro. Es kann von Techniklehrkräften an den Schulen selbst gebaut werden. Das Resümee aus den Dienstbesprechungen der Fachmoderation AWT laut König: Viele Schulen haben ein sehr großes Interesse am UMT-System, aber keine oder kaum Mittel für seine Beschaffung.

Daraus entstand schnell ein Open Source System zum preisgünstigen Nachbauen für jedermann, das an den Schulen auf riesiges Interesse stößt. Defekte Teile des Technik-Baukastens können über einen mittlerweile an den meisten Schulen vorhandenen 3D-Drucker ausgedruckt werden.

Auf einem Holzbrett mit roten Lochstreifen aufgebautes Modell einer Industrieanlage
Modell einer Industrieanlage

Vom Solarbuggy bis zur Fertigungsstraße: Mit dem Baukastensystem können Schüler dafür Bauteile aus Halbzeugen wie Lochstreifen, Stangen und Rohren selbst herstellen. Sie können sägen, fräsen, bohren und biegen und erleben so Bearbeitungstechniken und Fertigungsverfahren für reale Produkte.

Aus roten Lochstreifen und schwarzen Rädern aufgebautes Solarfahrzeug
Solarfahrzeug mit Speicher

Beispiele für einfache Unterrichtsprojekte sind der Bau eines Handyhalters, Windrades oder eines Kranarms mit Getriebe und Sperrklinke. Ambitionierte Projekte im Technikunterricht beschäftigen sich mit dem Bau eines Solarfahrzeugs mit Speicher, dem Modell einer Industrieanlage oder einem Pneumatiksystem mit Mehrwegeventilen. Dabei helfen im Zauberkasten ein Ablängmodule für Lochstreifen und Rundstäbe, ein Zerspanmodul zum Entgraten von Rundstäben oder Fräsen von Langlöchern sowie ein Thermomodul mit einem handelsüblichen Lötkolben. Geeignet ist der Technik-Baukasten für alle Schulen im Bereich Werken und Technik. Grundschulen können ihn sogar im Sachkundeunterricht einsetzen.

Arduino Microcontroller mit Steckbrett und Motor auf einem Steckbrett.
Einlegeautomat mit Steuerung per Mikrocontroller

„Schüler sollen mit Hilfe von Tools-4-Tec Funktionsmodelle erstellen, um damit beispielsweise einen Zugang zu den Themen Industrie 4.0 oder Elektromobilität zu erhalten. Basis dafür ist das Verstehen einzelner Komponenten aus der Mechanik, Hydraulik, Pneumatik, Datenübertragung und Elektronik. Wir als Lehrer müssen das herunterbrechen und später wieder zusammenbringen“, berichtet Sendel. Auf Weiterbildungen für fachfremd unterrichtende Techniklehrkräfte soll das Pendant des Schweizer Taschenmessers jetzt niedersachsenweit bekannt gemacht werden. Den Auftakt machte eine Lehrer-Fortbildung am 23. September in Hage bei Norddeich. Dort gaben die Teilnehmenden konstruktive Anregungen, um das System weiter zu perfektionieren. „Perspektivisch möchte ich das System über Fortbildungen allen Gesamtschulen in Niedersachsen anbieten. Nach Anleitung in den Fortbildungen kann jeder Lehrer das System selber bauen und betreuen“, weiß König. Damit heimst er bei Professor Dr. Uwe Groth, Landesvorsitzender des VDI Niedersachsen, sofort Beifall ein: „Das sind genau die Ideen und Projekte, die unsere Ingenieurregion in Niedersachsen braucht: Niedrigschwellige Angebote, die Schülerinnen und Schülern wieder Lust auf Technik und MINT-Fächer machen.“

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