Nicotin in der Umwelt
Von Zigarettenstummeln freigesetzte Chemikalien können das Wachstum von Blaualgen fördern
Nach Angabe der globalen Datenbank Statista werden 90% der Zigaretten-Kippen nicht ordentlich entsorgt sondern einfach weggeworfen. Jährlich sind das etwa 4,5 Billionen Zigarettenreste, aus denen bei Kontakt mit Wasser schnell Stoffe wie Nikotin und Zink freigesetzt werden. Gut messbare Nikotin-Mengen findet man nach einer Regenperiode z.B. auch in Gräben und anderen Gewässern, wie Dr. Markus Venohr und seine Kollegen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin zeigen konnten.
Diese Information gewinnt durch weitere Untersuchungen von Dr. Erika Martinez-Ruiz, einer Forscherin in der Arbeitsgruppe „Disease Evolutionary Ecology“ von Professor Justyna Wolinska, am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin, an Bedeutung. Die Arbeitsgruppe beobachtete ein interessantes Ergebnis bei der Untersuchung des toxischen Cyanobakteriums Plantothrix agardhii (auch bekannt als Blaualge) und dem parasitisch lebenden Chytridpilz Rhizophydium megarrhizum. Normalerweise infiziert der Pilz die Cyanobakterien und hemmt ihr Wachstum. Wenn die Chytriden jedoch den von Zigarettenstummeln freigesetzten Chemikalien ausgesetzt sind, nimmt die Infektion ab und die Cyanobakterien können sich ungehemmt stark vermehren.
Dieses Ergebnis zeigt uns, dass wir bei der Entsorgung von Zigarettenstummeln vorsichtig sein müssen, da sie direkte und indirekte negative Auswirkungen auf unsere Seen und Trinkwasserressourcen und die dort lebenden Organismen haben können.
Am 27. März 2025 lud der Arbeitskreis Biotechnologie vom VDI Bezirksverein Hannover zu einem Online Vortrag ein. Referentin ist Frau Dr. Erika Martinez Ruiz vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin.