Im VDI-JeT-Kompetenzzentrum an der Humboldtschule tüfteln Fünftklässler an Robotern

Hannover.  Nicki (11), Amila (10) und Leyla (10) sind mit Feuereifer bei der Sache. Die Fünftklässlerinnen an der Humboldtschule verbinden gerade einen Legoroboter mit dem Internet. Anschließend bewältigt das Gefährt einen Parcours auf einer vorgegebenen schwarzen Linie. Alles Vorarbeiten für einen Roboter, der einmal Wände für Kabelkanäle aufschlitzen soll. Mathias Otto, Geschäftsführer der Firma riera Elektrotechnik, benötigt genau diese Technik. Das Projekt dazu heißt „Robotik trifft Handwerk“ und wurde am 12. März offiziell aus der Taufe gehoben. Dazu haben das Gymnasium Humboldtschule Hannover und der VDI-Bezirksverein Hannover einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Es ist Teil des neuen VDI-JeT-Kompetenzzentrums an der Humboldtschule. JeT steht für „Jugend entdeckt Technik“. Die dauerhafte Projekt AG leitet Studiendirektor Bastian Eickelmann.

Zwei Personen sitzen an einem Tisch und unterschreiben einen Vertrag.
Uwe Groth (l.) vom VDI und Schulleiter Christian Steinert unterzeichnen den Kooperationsvertrag.

Theorie und Praxis gehen an einem Gymnasium Hand in Hand

„Das Projekt ist bundesweit einmalig. Theorie und Praxis gehen an einem Gymnasium Hand in Hand“, betont Projektinitiator Prof. Dr. Uwe Groth, Vorsitzender des VDI-Bezirksvereins Hannover. Er unterzeichnete gemeinsam mit Schulleiter Christian Steinert den Kooperations-Vertrag. Mit im Boot ist auch die nahegelegene Hochschule Hannover mit dem Hochschulbereich Robotik und ihrer MINT-Kontaktstelle.

„Gemeinsam mit den VDI und dem Handwerksunternehmen riera Elektrotechnik aus der Region planen wir seit fast einem Jahr dieses Projekt. Es startete Anfang Februar als Arbeitsgemeinschaft mit 20 interessierten Schülern und Schülerinnen. Gemeinsam wollen wir neben Einblicken ins Handwerk auch moderne Lösungen für Tätigkeiten im Handwerk entwickeln.“ Das sagt Bastian Eickelmann, Studiendirektor, Mathematik- und Erdkundelehrer an der Humboldtschule Hannover.  Er ist zusammen mit Studiendirekor i.R. Claus-Hinrich Schöder Projektleiter von „Robotik trifft Handwerk“.

Die Schüler kommen aus den Jahrgängen 5 bis 11 und haben unterschiedliche bis keine Erfahrungen im Umgang mit Robotik. An den Legorobotern der Humboldtschule wird gerade das autonome Zusammenspiel von Sensoren und Motoren ausprobiert. „In anderthalb Jahren hoffen wir dann, dass ein Robotermodell an der Wand arbeiten kann“, betont Eickelmann.

Drei Schülerinnen stehen vor dem Tischaufbau und programmieren den Roboter mit einem Laptop.
Nicki (11, 5a), Amila (10, 5e) und Leyla (10, 5b, v.l.) verbinden den Legoroboter per Bluetooth mit dem Internet.

Keine äußeren Zwänge wie Zensuren

Das Projekt ist als Arbeitsgemeinschaft angelegt, um ohne äußere Zwänge wie Zensuren die Lernenden zu begleiten und am gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Die Projekt-Materialien von 8.000 Euro finanziert der VDI. „Wir gehen auch auf Baustellen und Messen mit den Schülern, um sie mit Beispielen aus der Praxis aufzuschlauen“, berichtet Eickelmann weiter.

Ihm ist keine Schule bekannt, die so ein Projekt an der Schnittstelle zwischen Handwerk und Gymnasium macht. „Da sind wir als Projekt ein Novum“. Auch Christian Steinert, Schulleiter des Gymnasiums Humboldtschule, steht voll hinter dem Projekt: „Zu unserem Bildungsauftrag gehört es nicht nur, auf ein Hochschulstudium vorzubereiten, sondern jungen Menschen auch praktische Einblicke in die Arbeit von Handwerk und Unternehmen zu ermöglichen.“

Radio Moderator führt in einem Klassenzimmer ein Interview mit zwei Schülern.
Ole (11, 5c, links) und Paul (10, 5c) geben ffn-Reporter Moritz gerade ein Interview.

Junge Menschen für Handwerk und Ingenieurberufe begeistern

Einen anderen Ansatz verfolgt der Kooperationspartner VDI. „Mit dem VDI-Jet-Kompetenzzentrum Robotik trifft Handwerk wollen wir möglichst früh mehr junge Menschen über die Technik zum Anfassen für das Handwerk und Ingenieurberufe begeistern“, sagt Prof. Dr. Uwe Groth, Vorsitzender des VDI-Bezirksvereins Hannover. Er weiß: Es werden dringend Spezialisten in Energie- und Elektroberufen, in der Fahrzeugtechnik und im Bauingenieurwesen benötigt. Das Problem: In den kommenden Jahren gehen rund 45 Prozent der Ingenieure in den Ruhestand.

Unternehmer Otto betont die Rolle von Robotern auf der Baustelle. Diese sollen Aufgaben wie das Fräsen von Wandschlitzen übernehmen, damit sich die Fachkräfte auf komplexere Arbeiten in der Elektroinstallation konzentrieren können. „Ich bin davon überzeugt, dass wir durch solche Förderprojekte das Interesse an technischen Berufen steigern und einen wertvollen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Handwerks leisten“, sagt Otto. Dipl.-Ing. Sven F. Andres ist Leiter Projektentwicklung an der Hochschule Hannover. Auch die wissenschaftliche Einrichtung saugt Honig aus dem Projekt „Robotik trifft Handwerk“: „Es ist uns ein Anliegen, junge Menschen für MINT-Fächer zu begeistern. Wir als Hochschule freuen uns auf die Zusammenarbeit und die Ergebnisse, die aus dem Projekt entstehen.“

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