Eröffnung des neuen NETZSCH Biomedical Engineering Laboratory
Zur Eröffnung des neuen NETZSCH Biomedical Engineering Laboratory (NBE Lab IMP) fand ein inspirierender Expertenforum statt, bei dem Studierende, Forschende und VertreterInnen der Industrie zusammenkamen. Ziel war es, die Möglichkeiten des Labors vorzustellen und in den Dialog mit zukünftigen NutzerInnen zu treten. Neben faszinierenden Einblicken in aktuelle Forschung wurden Chancen für die Integration in die Lehre diskutiert – ein Event, das Lust auf wissenschaftliche Entdeckungen machte! Moderiert wird die Diskussion von Dr.-Ing. Christina Winkler, Postdoktorandin an der Leibniz Universität Hannover, Mitgründerin des Labors und aktive Vertreterin im VDI.
Was ist das NBE Lab IMP?
Christina Winkler:
Herr Rummel, was genau verbirgt sich hinter dem NBE Lab IMP?
Florian Rummel (NETZSCH-Gerätebau GmbH):
Das NBE Lab IMP ist eine innovative Kooperation zwischen der Leibniz Universität Hannover und der Firma NETZSCH-Gerätebau GmbH. Unser Labor am Institut für Mehrphasenprozesse (IMP), geleitet von Frau Prof. Birgit Glasmacher, verbindet biomedizintechnische Forschung mit modernsten materialwissenschaftlichen Methoden wie Rheologie, Tribologie und Thermischer Analyse. Es bildet eine einzigartige Schnittstelle zwischen Verfahrenstechnik, Materialcharakterisierung und Medizin.
Gesine Hentschel (IMP):
Neben dem IMP ist auch das Institut für Maschinenkonstruktion und Tribologie (IMKT) Teil der Kooperation. Gemeinsam arbeiten wir an Themen wie der Entwicklung von Blutersatzfluiden, Tissue Engineering, Implantaten und Biolubricants. Diese gesellschaftlich hochrelevanten Forschungsfelder bieten großes Potenzial, um medizinische und technische Herausforderungen zu lösen.
Christina Winkler:
Rheologie, Tribologie, Thermische Analyse – können Sie diese Methoden für uns greifbarer machen?
Gérald Chabanis (NETZSCH-Gerätebau GmbH):
Gerne! Die Rheologie untersucht das Fließ- und Deformationsverhalten von Materialien. Zum Beispiel messen wir, wie Viskosität und Elastizität eines Materials unter Temperatur- oder Krafteinwirkung variieren – essenziell, um biomedizintechnische Anwendungen zu verstehen.
Florian Pape (Dr.-Ing., IMKT):
In der Tribologie analysieren wir die Reibung und Schmierung zwischen beweglichen Kontaktflächen – etwa in künstlichen Gelenken oder Herzunterstützungssystemen. Dabei interessiert uns, wie Schmiermittel wie Synovia oder Perikardfluid die Reibung minimieren.
Rebekka Taubmann (Dr., NETZSCH-Gerätebau GmbH):
Mit der Dynamischen Differenzkalorimetrie (DSC), einer Methode der Thermischen Analyse, untersuchen wir beispielsweise, wie sich Materialien bei Temperaturveränderungen verhalten. Das hilft uns, Phasenübergänge wie Schmelzen oder Kristallisation zu charakterisieren, was bei der Materialentwicklung entscheidend ist.
Christina Winkler:
Können Sie konkrete Forschungsergebnisse nennen?
Florian Pape:
Ein Highlight ist unsere Untersuchung von Schweine-Perikardfluid – einer Substanz, die die Reibung im Herzbeutel minimiert. Wir analysierten sowohl rheologische Eigenschaften als auch tribologische Aspekte, um künstliche Modelle zu entwickeln. Für unseren Beitrag beim European Mechanical Circulatory Support Summit wurden wir sogar ausgezeichnet.
Gesine Hentschel:
In meiner Promotion erforsche ich die mechanischen Eigenschaften von Blut – eine zentrale Größe für die Entwicklung von Herzunterstützungssystemen. Da Blut in der Forschung schwer optisch zugänglich ist, nutzen wir innovative Hydrogel-basierte Modellfluide. Diese simulieren das Verhalten von Blut und ermöglichen uns rheo-optische Untersuchungen.
NBE Lab IMP in der Lehre
Christina Winkler:
Wie profitieren Studierende von diesem Labor?
Sabrina Küspert (Dr., NETZSCH-Gerätebau GmbH):
Das NBE Lab IMP bringt Forschung und Lehre zusammen. In Vorlesungen wie „Tribologie II“ oder „Medizinische Verfahrenstechnik“ bieten wir praktische Übungen zu rheologischen und tribologischen Messmethoden an. Die Studierenden lernen hier, Theorie mit Praxis zu verbinden – ein Erlebnis, das oft Begeisterung weckt.
Gesine Hentschel:
Ein weiterer Vorteil ist der direkte Kontakt zur Industrie. Studierende können sich nicht nur technisches Wissen aneignen, sondern auch Perspektiven für ihre berufliche Zukunft entdecken.
Sabrina Küspert:
Ein Beispiel: In einer Masterarbeit untersuchen wir derzeit den Einfluss von Partikelgrößen in künstlichem Blut. Diese Arbeit verknüpft experimentelles Arbeiten im Labor mit theoretischer Vorbereitung und Industriekooperation – ein spannendes Lernfeld für die Studierenden!
Call to Action
Christina Winkler:
Wie können sich Studierende aktiv am NBE Lab IMP beteiligen?
Gesine Hentschel:
Das Labor steht allen Studierenden der Universität offen. Wir laden dazu ein, eigene Ideen für Forschungsarbeiten mitzubringen oder sich über unsere Website über ausgeschriebene Abschlussarbeiten zu informieren.
Sabrina Küspert:
Die Abschlussarbeiten in unserem Labor bieten eine ideale Gelegenheit, sich in spannende Themen wie künstliches Blut oder Biolubricants einzuarbeiten. Dabei lernen die Studierenden, sich mit Analysetechniken der Materialcharakterisierung auseinanderzusetzen, die sehr hilfreich dabei sind, neue Modellsysteme zu erforschen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit motivierten Studierenden neue Wege zu erforschen.
Christina Winkler:
Vielen Dank für diesen faszinierenden Einblick in das NBE Lab IMP! Dieses Labor ist ein Ort, der die Zukunft biomedizintechnischer Forschung und Lehre aktiv mitgestaltet – und Studierende können ein Teil davon sein!